Meine Identität im Netz – Rumpelstilzchens Geheimnis

Der zweite Themenblock des SOOC1314 befasst sich mit dem Thema

Konsumieren und Produzieren: 

rechtliche Rahmenbedingungen und persönliche Voraussetzungen“

Konsumieren und Produzieren - Datenschutz und Urheberrecht

Konsumieren und Produzieren – Datenschutz und Urheberrecht

Den Auftakt machte Marius Melzer vom Chaos Computer Club mit einer Livesession über die Sicherheit im Internet. Seine Aussage „Wissen ist Macht.“ hallte bei mir nach, als ich die Aufgabe 2 „Meine Identität im Netz“ las und mir schoss gleich das Bild von Rumpelstilzchen durch den Kopf, wie er so um das Feuer springt und sich darüber freut, dass man seinen Namen nicht kennt.

 Rumpelstilzchen mit Feuer

Mir geht es ein wenig so wie dem Rumpelstilzchen. Ich wollte meinen Klarnamen lange Zeit nicht im Netz preisgebe, aber dann ist es doch geschehen. Zunächst durch solche Sachzwänge wie das Online-Banking, spätestens aber seitdem ich die Social Media nutze, verwende ich meinen Klarnamen gezielt, um wiedererkannt zu werden. Während ich im Web 1.0 bewusst eine Online-Identität gepflegt habe, die keinen Rückschluss auf meine Person ermöglichen sollte, konnte ich diese konsequente Trennung im Web 2.0 nicht mehr aufrechterhalten.

Zum einen hat sich meine Nutzung sehr geändert und damit meine digitale Präsenz. Während mir das Web 1.0 nur zur Informationsfindung gedient hat, kommt im Web 2.0 zum Konsumieren, auch das Produzieren und die Netzwerkbildung hinzu. Zum anderen hat sich meine Einstellung geändert. Mein Klarname an sich gibt ja noch nicht wirklich viel an Information preis, außer für Menschen, die mich kennen und daher schon Informationen über mich besitzen. Für Menschen, die mich nicht kennen, ist es zunächst einmal nur ein Name. Das ist so, als ob man die Namen im Telefonbuch liest.

Außerdem weiß ich, dass jede Spur im Internet bei Bedarf zu mir zurückverfolgt werden kann und die Vermeidung meines Klarnamens  mich davor nicht wirklich schützt. Wer an meine Daten möchte – ob von staatlicher oder krimineller Seite – hat Mittel und Möglichkeiten, da jede meiner Online-Bewegungen einen digitalen Abdruck hinterlässt. Ich versuche zwar, sensible Daten nicht ins Netz zu stellen, genauso wie ich im „echten“ Leben beispielsweise meine Pin-Nummer nicht auf die Bankkarte schreibe. Aber genauso wie im echten Leben gibt es keinen absoluten Schutz vor unerwünschten Aktivitäten wie die Überwachung durch die NSA kadeutlich macht.

Eine Klarnamenpflicht im Internet, wie sie der Bundesinnenminister Friedrich zur Kriminalitätsbekämpfung fordert,  könnte wohl kaum kriminelle Handlungen verhindern. Genauso wenig wie die Ausweispflicht als einzige Maßnahme Schutz gegen Kriminalität in der „analogen“ Welt bietet. Dann stellt sich auch die Frage, wie so eine Pflicht umgesetzt werden sollte?

Mit der Überprüfung der Identität könnten Facebook, Google und Co beauftragt werden, die sich schon jetzt dieses Recht herausnehmen.

Das war vor einigen Tagen auf Twitter zu lesen. Graham Attwell, einem Experten des Web 2.0, der international tätig ist, wurde der Google-Accout gesperrt, weil seine Identität angezweifelt wurde. Auch das SOOC-Teammitglied Anja Lorenz hat davon berichtet. Beide haben definitiv keine Pseudonyme verwendet. Beide wurden durch die Account-Sperrung sicherlich in ihrer Social-Media-Tätigkeit eingeschränkt. Und die Entsperrung war zusätzlich mit zeitaufwendigen Unannehmlichkeiten verbunden.

Hier wird definitiv in die Privatsphäre der Benutzer eingegriffen. Und noch ein weiterer Punkt greift in die Privatsphäre ein, nämlich die Speicherung der Benutzerdaten in einem nicht transparenten Umfang. Hier beginnt nun für mich auch erst meine schützenswerte Identität. Obwohl ich natürlich auch selber bestimmen möchte, wann ich wem meinen Namen mitteile, hat der Name allein noch keine große Aussagekraft. Wenn aber einem Namen Informationen zugeordnet werden und dies auch noch ohne dass man über die Informationen die Kontrolle hat, dann kommt da sehr wohl bei mir ein Gefühl des Unbehagens auf. So muss sich wohl auch das Rumpelstilzchen gefühlt haben, als seine Identität aufgedeckt wurde.

Trotz all dieser Unsicherheiten möchte ich das Web 2.0 nicht mehr missen und werde es auch weiterhin nutzen. Ich versuche wie im „echten“ Leben meine Daten mit gesundem Menschenverstand zu schützen und als Konsequenz kommt auf meine Agenda 2014 der Punkt Linux hinzu.

Wenn Du bis hierher gelesen hast, hast Du Dir bestimmt auch Gedanken über Deine Netz-Identität gemacht. Ich würde mich freuen, wenn Du an der kleinen Umfrage zum Abschluss noch teilnimmst. Das Ergebnis der Umfrage kannst Du auch hier einsehen.

5 Kommentare zu “Meine Identität im Netz – Rumpelstilzchens Geheimnis

  1. austrellia sagt:

    Mmh, eine interessante Überlegung mit dem Anonymitätsverbot im Internet. Ich frage mich jedoch, wie das umgesetzt werden sollte. In manchen Netzwerken, Foren etc. ist es ja nicht einmal möglich, den tatsächlichen (Vor-)Namen zu verwenden, denn „Dieser Name ist bereits vergeben, bitte wählen Sie einen anderen Namen“.

    Ich frage mich, wie man dann jedoch gegen jemanden vorgeht, der trotz aller Vorschriften ein Pseudonym verwendet. Aus dem Netzwerk ausschließen, ok die eine Sache. Aber schließt man die Person für immer aus oder erteilt man ihr das Recht, sich wieder anmelden zu dürfen – vorausgesetzt der Klarname wird verwendet.

    Eine andere Frage, die sich mir auftut: Kann ein Staat von einer internationalen Firma verlangen, jeden einzelnen der entsprechenden Staatsbürger auf die Richtigkeit ihres Namens zu kontrollieren? Wäre das nicht ein unglaublicher Mehraufwand für die Firma, nur des Staates wegen? Wahrscheinlich müsste der Staat für diese entstehenden Mehrkosten aufkommen und ich kann mir kaum vorstellen, dass Deutschland diese Kosten aufbringen kann und möchte.
    Das wäre das Problem der Kontrolle der Durchführung dieses Gesetzes.

    Und ob ein solches Gesetz tatsächlich für mehr Sicherheit sorgt? Du hast es auch bereits angezweifelt. Ich denke, wenn tatsächlich für mehr Sicherheit gesorgt werden soll durch ein solches Gesetz, dann müsste es wahrscheinlich weltweit durchgesetzt werden. Das Internet ist so offen und international – jeder Mensch weltweit kann darauf Zugriff haben. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein im Vergleich in solch kleinem Kreise geltendes Gesetz die Sicherheit aller fördert. Selbst national. Da würde zur Kontrolle des Namens zusätzlich noch die Kontrolle der Nationalität hinzukommen müssen – bzw. des Wohnsitzes. Denn nicht jeder Deutsche wohnt mehr in Deutschland und in Deutschland wohnen nicht nur Menschen deutscher Nationalität. Müssten Austauschstudenten ihr Facebook-Pseudonym plötzlich auch ändern, da sie sonst gegen das deutsche Gesetz verstoßen. Und wenn ja, wie möchte das nun noch korrekt geprüft werden?!

    Meiner Meinung nach wäre diese Pflicht zum Klarnamen nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Ob es kriminelle Handlungen verhindert oder nicht – aber die Umsetzung stellt sich mir ziemlich schwierig dar.

    • Hallo Ihr zwei,

      ich finde die Diskussion über den Klarnamen auch ganz spannend. Ich habe auch an deiner Umfrage teilgenommen (schöne Idee, dass du eine Umfrage eingebaut hast 🙂 ).

      Ich denke auch, dass es ein Ding der Unmöglichkeit sein wird, eine Klarnamenpflicht international durchzusetzen.

      Außerdem denke ich auch nicht, dass dadurch mehr Sicherheit entstehen würde.
      Wenn jemand kriminell aktiv sein möchte, dann wird es ihm auch egal sein, ob er nun mit Klarnamen oder nicht auftaucht. Viele Gewaltverbrechen geschehen z.B. innerhalb eines Kreises (Familie, Freunde, Arbeitsumfeld…) in der sich Täter und Opfer persönlich kennen!

  2. Die Diskussion gibt es (hier im konkreten Fall) seit der Einführung von Google Plus. Es ist leider müßig, sich darüber zu beschweren, dass ein Konzern Richtlinien ausgibt, ob und unter welchem Namen man sich für seinen Dienst anmelden darf. Die gute Nachricht als Ergebnis der Diskussion vor zwei Jahren ist, dass Google Künstlernamen und Pseudonyme zumindest duldet und sich eine Prüfung vorbehält. So sieht es auch bei Facebook aus.

    Da die meisten Nutzer ohnehin von einer handvoll Geräten mit festen IPs unterschiedliche Profile verwenden, ist es für Anbieter eines Dienstes äußerst einfach, Pseudonyme zuzuordnen.

    Für die Umfrage hätte ich noch eine Idee: Pseudonyme werden heute meist noch für bestimmte Kommunikationsbereiche verwendet – welche sind das?

  3. mrobviousnc sagt:

    Ich verstehe das Leute, die aktiv Inhalte ins Netz stellen und präsentieren ihren Klarnamen verwenden für einen gewissen wiedererkennungswert. Generell denke ich nicht, dass man seinen Namen für alles verwenden sollte. Wie du schon angedeutet hast, schützt dich ein Pseudonym, nicht 100% da es immer irgendwelche Verbindungen gibt (es sei den du kennst dich mit der Technik aus und bist sehr akribisch). Trotzdem erschwerst du damit den Firmen ein Profil von dir zu erstellen. Es ist auch möglich geschreddertes Papier wiederherzustellen nur ist der Aufwand bedeutend höher und für die meisten würde sich der Aufwand nicht lohnen. Ich zum Beispiel verwende nicht nur ein Pseudonym, sondern eine komplette Online-Identität mit Namen, Adresse und was man sonst alles so braucht.

  4. tobisooc1314 sagt:

    Ich finde deine Argumente ein bisschen verwirrend, du schreibst das man bei Online-Banking gezwungen ist seinen Klarnamen zu benutzen – was auch richtig und verständlich ist – aber deswegen bist du doch nicht automatisch gezwungen auch auf Facebook, Twitter und Co deinen Klarnamen zu benutzen!? Beim Onlinebanking sieht es schließlich nur deine Bank und wenn du bei sozialen Netzwerken immer dasselbe Pseudonym verwendest hast du dort doch auch einen Wiedererkennungswert und solang du keine 800 Freunde auf FB brauchst ist das doch i.O.!?!?

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